Der Bär

Thomas Mann und seiner Familie waren bereits verschiedene Ausstellungen sowie eine Vielzahl von Veranstaltungen im Literaturhaus München gewidmet.
Seinen ersten Standort hatte der Bär in der Beckergrube 52 in Lübeck, im Haus der Eltern von Thomas Mann. Das Tier war 1869 in den Haushalt gekommen, als Hochzeitsgeschenk von »Onkel und Tante Sievers in St. Petersburg«, der Schwester von Thomas Manns Vater und ihrem Mann. Thomas Johann Heinrich Mann und seine Frau Julia stellten den sibirischen Bären als eine Art Familien-Haustier in die Diele, wo er die Gäste empfing. Bei jedem Umzug der Familie Mann siedelte auch der Bär um, so auch 1892, als Julia Mann nach dem Tod ihres Mannes mit ihren fünf Kindern Heinrich, Thomas, Carla, Julia und Viktor nach München zog, zunächst in die Rambergstraße 2.

Dort entstand die einzige erhaltene Originalfotografie des Bären zusammen mit Thomas Manns Schwester Carla. Weiter zog der Bär in die Theresienstraße 53, in die Gabelsbergerstraße 76 und in die Herzogstraße 3. Schließlich fand der Bär bei Viktor Mann eine neue Heimat.

In seinem 1901 erschienenen Erstlingsroman »Buddenbrooks« hat Thomas Mann dem Familienmaskottchen ein Denkmal gesetzt. Hier fungiert der Bär als Geschenk von Clara und Sievert Tiburtius für die Familie Buddenbrook, anlässlich der Taufe ihres jüngsten Sprösslings Hanno. Der russische Bär in bürgerlicher Umgebung, wie er von Thomas Mann beschrieben wird, hat auch in verschiedenen Verfilmungen seine Spuren hinterlassen.

Als Thomas Mann im Januar 1914 die Villa in der Poschingerstrasse 1 kaufte, fand der Braunbär aus seinem Elternhaus hier eine neue Bleibe. 1933 konnte der inzwischen berühmt gewordene Schriftsteller von einer Vortragsreise nicht mehr nach München zurückkehren. Die Nationalsozialisten zwangen Thomas Mann, seine Frau Katia und ihre Kinder ins Exil zu gehen, zunächst in die Schweiz, dann nach Princeton, später nach Kalifornien. Das Haus wurde beschlagnahmt, das ganze Inventar versteigert.

So erwarb der Münchener Geschäftsmann Josef Michael Matt 1937 den Bären und stellte ihn in das Schaufenster seines Lederwarengeschäfts in der Sendlinger Straße. Seine Tochter Maria Matt übernahm den Laden ihres Vaters und siedelte in den 50er Jahren in die Kreuzstraße über. Von da an stand der Bär neben Taschen und Schwämmen im Schaufenster des Lederwarengeschäfts Matt gegenüber der Kreuzkirche. Vier Jahrzehnte lang konnte man ihn dort stehen sehen, einen Stapel Fensterleder auf seinen Vordertatzen. Mit dem Tod von Maria Matt am 14. November 2000 wurde der Laden aufgelöst. Ihr Erbe, Thomas Kleinsteuber, gab den Braunbären als Dauerleihgabe an die Stadt München. Nun kann man ihn restauriert im 3. Stock des Literaturhauses München besuchen.